Warum Gründer scheitern
Der Grad zwischen Erfolg und Misserfolg kann mitunter sehr schmal sein. Bei Technologie-Startups ist davon auszugehen, dass nur 1 von 10 richtig erfolgreich wird. Für diese Bilanz gibt es ganz unterschiedliche Ursachen.
Schlechte Idee & mangelhaftes Geschäftsmodell
Das Produkt oder die Dienstleistung werden aus irgendwelchen Gründen von den KundInnen nicht angenommen. Das kann daran liegen, dass die angebotene Lösung schlecht oder nicht zu Ende gedacht ist. Gerade bei Startups kommt es öfter vor, dass sie sich rühmen, einen Problemlöser anzubieten. Tatsächlich löst er aber nur ein Scheinproblem, das bei den Kunden gar nicht in der dringlichen Ausprägung bei den KundInnen besteht.
Die KundInnen kaufen nicht, weil sie sich anderweitig behelfen können. Bei Problemlösern reicht "nice-to-have" nicht. Nutzen und Mehrwert für die KundInnen müssen klar vorhanden sein. Es gibt auch dann noch genug Hemmschwellen, die KundInnen vom finalen Zugriff auf Ihr Produkt/Dienstleistung abhalten.
Falsche Einschätzung der Nachfrage
Die Nachfrage wird überschätzt. In der Folge wird das Geschäftsmodell falsch ausgelegt und die Kosten galoppieren den Umsätzen davon. Zahnstocher braucht die ganze Menschheit. Wenn Sie deshalb davon ausgehen, dass Sie bald 10 Mrd KundInnen bedienen "müssen", sollten Sie die Kundenanalyse noch einmal auf Plausibilität prüfen. Bevor Sie eine Zahnstocherproduktion um 10 Mio Euro auf die grüne Wiese stellen, sollten Sie überlegen, ob Sie nicht eine kleinere Produktion in Ihrem Wohnzimmer starten und mit eingehenden Umsätzen wachsen. Unterschätzen Sie auch ihre Konkurrenz nicht. Wenn Sie mit einem guten Produkt/Dienstleistung auffallen, beginnen die Strategen der Konkurrenz darüber nachzudenken, wie sie Sie wieder aus dem Markt drängen können.
Fehlende Harmonie zwischen den Teammitgliedern
Der Start ins Unternehmertum kann gerade mit neu- oder andersartigen Produkten/Dienstleistungen, die im Gegensatz zu etablierten Produkten/Dienstleistungen eventuell noch nicht voll ausgereift sind oder einen höheren Erklärungsbedarf gegenüber KundInnen haben, holprig werden. Um die Startphase, also die ersten 1 bis 3 Jahre zu überstehen, braucht es ein harmonisches Team, das auch in schwierigen Situationen noch miteinander kann und an einem Strang zieht. Wenn Sie ein Team bilden, prüfen Sie genau, ob sie auf Dauer zusammenpassen.
Businessplan als Endpunkt aller Kalkulationen
Manche GründerInnen empfinden es geradezu als Folter, dass sie von einem Taschenrechner auf Ihrem Weg zum Erfolg gebremst werden. Planrechnungen, die im Rahmen des Businessplanes erstellt werden, sind so gut wie immer eine Schätzung, eine beispielhafte Annahme zum Zeitpunkt der Erstellung. Die Zahlen müssen Sie faktisch täglich im Auge behalten und die anfangs aufgestellten Planrechnungen regelmäßig den aktuellen Umständen gegenüberstellen und frühere Prognosen revidieren. Als UnternehmerIn werden Sie Zahlen auf immer begleiten. Je früher Sie sich also mit Zahlen anfreunden, um so besser.
Anschlussfinanzierung bzw. Liquidität
Die ersten 2 bis 3 Jahre sind meist relativ einfach. In dieser Phase haben Gründer Eigenkapital, Förderungen und die Unterstützung von Business Angels und Seed-Investoren. In dieser heißen Phase muss das Startup beweisen, ob es sich am Markt etabliert und wenigstens eine deutliche Tendenz zu Rentabilität beweist. Wenn nicht, werden Investoren eher früher als später die Reißleine ziehen. Seien Sie mit der Darstellung der Geschäftsentwicklung im Businessplan bzw. den Planrechnungen nicht zu optimistisch. Meist dauert alles länger, von der Produktion bis zur Zahlung der Kunden. Pünktlich kommen nur die Rechnungen, die Sie zahlen sollen.
Mangelndes Durchhaltevermögen
Manchen GründerInnen fehlt der Biss, ihr Ding wirklich durchzuziehen. Eine Gründung erfordert Durchhaltevermögen. Die beste Planung kann Unvorhergesehenes nicht ausschließen und in diesen belastenden Momenten kommt es darauf an, kreativ zu sein und die Ärmel hochzukrempeln. Das haben Sie sicher schon gehört: "Es gibt keine Probleme! Nur Herausforderungen!"
Mangelhafte Arbeitsteilung
Gerade bei Teams kommt es darauf an, eine durchdachte Arbeitsteilung aufzustellen. In der Entwicklungs- oder Startphase kann es noch einfach sein, immer jede Fragestellung zu diskutieren und eine demokratische Entscheidung zu treffen. Mit Fortschritt der Gründung wird das immer schwieriger, weil der Abstimmungsbedarf immer größer wird, oder die halbe Mannschaft auf Businesstrips um den Globus jettet. Spätestens in dieser Phase lohnt es sich, wenn Sie schon zu Beginn Ihrer Unternehmensgründung eine klare Entscheidungs- und Verantwortlichkeitsstrukturen festgelegt haben und Sie als Startup schnell und schlagkräftig bleiben.
Mangelnde Erfahrung
GründerInnen haben in der Regel die fachliche Qualifikation. Genau daraus entstand wahrscheinlich die Geschäftsidee. Im unternehmerischen Alltag sind aber auch andere Kompetenzen gefragt. Führungsqualitäten, Zahlenverständnis, Marketingwissen oder auch die persönliche Präsentation. Planen heißt, auch überlegen, was im neuen Unternehmen fehlt. Fehlende Kompetenzen können an Bord geholt oder von Externen zugekauft werden.